Ausbildung der Studierenden als Förderlehrer am Standort Saarland
Die Ausbildung der Studierenden bezieht sich auf die Schwerpunkte ihres Einsatzes vor Ort: (1) Förderung der Kinder und Jugendlichen im Deutschen als Zweitsprache sowie (2) Unterstützung der jeweiligen Projektschule in der Integrations- und Elternarbeit.
1. Ausbildung in der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache
Die Ausbildung in der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache liegt im Kompetenzbereich der Projektkoordination am Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache. Sie umfasst folgende Teilbereiche:
- ein Praktikumsseminar
- die Hospitation in den Projektschulen
- die Hospitation im Förderuntericht des Mercator-Projekts
- den betreuten eigenständigen Unterricht in den Projektschulen
- die Supervision des Förderunterrichts: eine Vorführstunde
- einen Praktikumsbericht
2. Ausbildung in der Integrationsarbeit
Die Ausbildung in der Integrationsarbeit liegt im Kompetenzbereich des Diakonischen Werks.
Ausbildungskonzept der (begleitenden) Einführung in die Migrations- und Integrationsarbeit im Rahmen des Projektes "Mercator - Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" im Saarland
Im Rahmen des Projektes "Mercator - Förderunterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund" sollen die Studierenden der Universität des Saarlandes befähigt werden, neben den Kenntnissen im Bereich Deutsch als Fremdsprache sich migrationspezifische Grundkenntnisse anzueignen.
Während mit den jeweiligen Migrationsfachdiensten vor Ort trägerübergreifend die Einbindung der Studierenden gewährleistet wird, soll in verschiedenen Modulen eine Einführung in die Struktur der Migrations-/Integrationsfachdienste gegeben werden.
Das Konzept umfasst in einem ersten Schritt 6 Module. Die Module sind in sich geschlossen und können in Ihrer Reihenfolge variieren. Nach Möglichkeit sollten allerdings Modul 1 und 2 zu Beginn eines Semesters für neue Studierende stehen.
Modul 1
Migration und Integration im Saarland - Zahlen und Fakten
Ziel dieser Einheit ist es, einen Überblick zu geben über die Situation von Ausländern und Aussiedlern (Die Ausführungen verwenden der besseren Lesbarkeit halber die männlichen Formen. Dies stellt keine Diskriminierung des weiblichen Geschlechtes dar) im Saarland.
Angesprochene Themenbereiche sind:
- Statistische Zahlen und relevante Daten zur Migration im Saarland. Die wichtigsten Kennzahlen zur Zuwanderung ins Saarland werden vorgestellt und diskutiert. Vergleiche zu anderen Bundesländern werden hergestellt. Welche Migrantengruppen gibt es im Saarland? Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Ausländern und Aussiedlern und Flüchtlingen? Welche Arten von Zuwanderung finden wir vor?
- Welche sozialen Brennpunktorte oder Stadtteile bezüglich hoher Migrantenanteile gibt es im Saarland?
Wo sind die Brennpunkte im Saarland? Welche Angebote gibt es dort? Wie äußert sich die Brennpunktsituation (Drogen, Gewalt, Raub)? - Welche Beratungsdienste finden sich im Saarland?
In einem kurzen Überblick werden die Regeldienste im Saarland vorgestellt. Dieser Einblick dient nur zur Einführung. In einer zweiten Einheit in Modul 2 wird näher auf diese Dienste eingegangen. - Das Landesintegrationskonzept des Saarlandes
In diesem Themenblock wird das neu gestaltete Landesintegrationkonzept der saarländischen Landesregierung anhand einiger, für die Studierenden relevanter Themenbereiche vorgestellt. - Nach Bedarf: Die Arbeit der Härtefallkommission im Saarland. Sollte es die Zeit erlauben, wird die Arbeit der Kommission erläutert.
- Informationen zu den kommenden Themenblöcken
Hier werden Hinweise auf die kommenden Module gegeben. Interessen der Studierenden werden abgefragt. - Literaturhinweise und Links
Weiterführende aktuelle Informationen und Informationsquellen werden dargestellt.
Zeitlicher Umfang: 90 bis 120 min
Am Ende des Moduls wird die Präsentation an die Studierenden in Papierform und/oder auf CD-ROM gegeben.
Modul 2
Migrationsfachdienste im Saarland - Aufgaben und Zuständigkeiten
Ziel der Einheit ist es, die Studierenden über vorhandene Hilfestrukturen für Migranten zu informieren. Es werden die Regeldienste und weitere integrationsfördernde Projekte vorgestellt.
Zielgruppen, Ziele und Arbeitsweisen folgender Dienste werden vermittelt.
- Integrationslotsen
- Migrationserstberatung
- Jugendmigrationsdienst
- Landesintegrationsbegleitung
- Berufliche Integration von Zuwanderern
- Flüchtlingsberatungsstellen
- Weitere, ausgewählte Projekte der Integrationsförderung
Nach der Vorstellung der Dienste werden die Vor- und Nachteile des Systems erläutert. Die Bedeutung der Dienste für die Arbeit der Studierenden im Projekt Mercator wird herausgearbeitet.
Zeitlicher Umfang: 90 -120 min je nach Vorkenntnissen und Interessen. Die Veranstaltung kann durch Mitarbeiter der einzelnen Migrationsfachdienste begleitet werden.
Am Ende des Moduls wird die Präsentation an die Studierenden in Papierform und/oder auf CD-ROM gegeben. Entsprechende Hinweise auf Links im Internet mit den Richtlinien zu den Diensten werden laufend aktualisiert.
Modul 3
Lebenswelten jugendlicher Migranten in sozialen Brennpunkten
Ziel dieser Einheit ist es, den Studierenden einen Einblick in die Lebenswelt von Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu geben. Eine Darstellung ihrer Lebenswelt und ihrer Lebensumstände erleichtert das Verständnis in der Unterrichtssituation im Projekt. Sie hilft bei der Beurteilung von möglichen Lernhemmnissen und zeigt mögliche Lösungswege auf.
Gemeinsam mit Dipl. Sozialarbeiter/Dipl. Sozialpädagoge Ingo Schenk von der evangelischen Jugendzentrale in Homburg (ehemals Stadtjugendpfleger in Homburg, dort verantwortlich für die offene Jugendarbeit im Brennpunkt Homburg-Erbach) werden Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund dargestellt.
Ausgehend von der Arbeit im Jugendraum "Continue" in Homburg-Erbach wird versucht darzustellen, wie die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oftmals geprägt ist. Dabei wird auf folgende Punkte Bezug genommen:
- Darstellung der Ausgangssituation in Homburg-Erbach
Die Ausgangslage wird kurz strukturell analysiert - Situation von Kindern und Jugendlichen in ihrem Wohnquartier
Welche soziale Situation im Sozialraum finden die Kinder und Jugendlichen vor? Welche Möglichkeiten der Entfaltung gibt es? Wie ist die schulische Ausgangslage der Kinder und Jugendlichen? - Was hindert schulischen Erfolg der Jugendlichen?
u.a. Wohnverhältnisse, wenige Regulationsmöglichkeiten der Eltern bei schulischen Problemen, verschiedenen Lebenswelten der Beteiligten - Was verhindert Spracherwerb aus sozialpädagogischer Sicht?
u.a. Satellitenfernsehen, keine/kaum Beziehungen zur deutschen Bevölkerung - Milieubildung, keinen Status als "Deutsche" (Recht des Blutes), keine kulturelle Integration (Deutschtürke z.B.), Bilinguismus - Literatur
In einer zweiten Einheit soll den Studierenden die Methode "Fallanalyse" der Sozialarbeit/Sozialpädagogik kurz erläutert werden, um ihnen eine Möglichkeit an die Hand zu geben, sich mit ausgewählten Schülern selbst oder in kollegialem Austausch auseinanderzusetzen. Die Methode wird anhand eines aktuellen Beispiels aus der Arbeit dargestellt und diskutiert.
Zeitlicher Umfang: 1.Teil 90 - 120 Min, 2.Teil 90 min
Mit dem Begriff Fallanalyse werden zwei Sachverhalte bezeichnet. Zum einen geht es um die fachliche Analyse von aktuellen Arbeitsaufgaben mit dem Ziel, die eigene Arbeit zu reflektieren (Reflexion), zu dokumentieren und zu planen (Planung). Dies kann im Rahmen der Selbstevaluation oder auch in Form der Kollegialen Beratung geschehen. Zum anderen werden Fallanalysen als Grundlage für die empirische Sozialforschung in Auftrag gegeben und ausgewertet.
Fallanalysen enthalten eine möglichst ganzheitliche Beschreibung der Situation und des Problems einer Person, einer Gruppe oder auch einer Institution (Mehrperspektivität, multiperspektivische Fallarbeit). Im Wesentlichen geht es um die Feststellung der Wirkfaktoren (Wirksamkeit) für eine bestimmte Situation; es handelt sich um die Ermittlung der Faktoren, die maßgeblichen Einfluss auf die Situation ausüben und um ihre Wechselwirkungen. Es geht auch um eine diagnostische (Diagnose) Einschätzung für eine zukünftige Entwicklung (Prognose).Siehe hierzu auch:
Am Ende des Moduls wird die Präsentation an die Studierenden in Papierform und/oder auf CD-ROM gegeben. Entsprechende Hinweise auf Links im Internet werden laufend aktualisiert.
Modul 4
Die besondere Situation von Müttern und jungen Frauen mit Migrationshintergrund
Ziel der Einheit ist der Einblick in die Lebenswelt von Müttern und jungen Frauen mit Migrationshintergrund. Gemeinsam mit der Beratungsstelle für Flüchtlingsfrauen und ihrer Familien im Saarland sollen die Studierenden die spezifische Situation dieser Frauen kennen lernen. Dies ist gerade im Hinblick auf eine zu leistende Elternarbeit der Studierenden wichtig, um Probleme mit dem Unterrichtsbesuch oder weitere Hemmnisse zu verstehen und Lösungsmöglichkeiten zu finden.
Die Veranstaltung findet gemeinsam mit Maike Lüdeke-Braun, der Leiterin der Beratungsstelle für Flüchtlingsfrauen und ihre Familien im Saarland, einer Einrichtung des DIAKONISCHEN WERKES AN DER SAAR statt.
Themenbereiche sind:
- Zahlen und relevante Daten aus dem Saarland
Soweit es möglich ist, werden statistische Daten vorgelegt (Wie viele Flüchtlingsfrauen leben im Saarland? Wie viele Frauen mit Migrationshintergrund leben im Saarland? Wie ist ihr aufenthaltsrechtlicher Status? - Lebenssituation von Flüchtlingsfrauen und ihren Familien
Wo leben sie? Wie leben sie (Unterkunft und finanzielle Situation)? Sind sie traumatisiert durch Flucht und Vertreibung? - Lebenssituation von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund u.a. Wie ist ihre Lebenssituation gekennzeichnet (Zwangsheirat)? Welche Bildung haben sie?
- Lebenssituation von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund im Kontext geschlechtsspezifischer Gewalt
- Kurzdarstellung möglicher Folgen von geschlechtspezifischer Gewalt und der Umgang mit Mädchen und Frauen im Beratungsalltag
- Literatur
Zeitlicher Umfang: 90 -120 min je nach Vorkenntnissen und Interessen
Am Ende des Moduls wird die Präsentation an die Studierenden in Papierform und/oder auf CD-ROM gegeben. Entsprechende Hinweise auf Links im Internet werden laufend aktualisiert.
Modul 5
Exkursion Landesaufnahmestelle (LAST) Saarland in Lebach
Ziel der Einheit ist es, den Studierenden einen Einblick zu geben unter welchen Umständen Neuankömmlinge in unserem Land leben, wenn sie nicht im Zuge von Heiratsmigration, Familienzusammenführung, Spätaussiedlerzuzug, EU-Freizügigkeitsregelungen oder mit einer Green Card nach Deutschland kommen. Wie leben Flüchtlinge während des Asylverfahrens? Welche Rechte und Pflichten haben sie?
Der Besuch der Landesaufnahmestelle (LAST) in Lebach beinhaltet folgende Themenblöcke:
- Empfang beim Leiter der Landesaufnahmestelle - Austausch und Diskussion
- Führung durch die Landesaufnahmestelle mit Besichtigung einzelner Arbeitsbereiche: Aufnahme, Unterkunft, Sanitäre Anlagen, Essensausgabe
Anschließend Diskussion mit Mitarbeitern der Beratungsstellen in der Landesaufnahmestelle (Diakonisches Werk an der Saar, Deutsches Rotes Kreuz, Caritas)
Die Veranstaltung wird vor- und nachbereitet, d.h. nach der Besichtigung findet an einem separaten Termin eine ausführliche Nachbesprechung mit den Teilnehmern statt. Dort sollen die gewonnenen Eindrücke aufgearbeitet und bewertet werden. Begleitet wird diese Nachbesprechung von Mitarbeitern der Migrationsfachdienste.
Weiterhin besteht im Rahmen dieses Moduls auf Wunsch der Studierenden die Möglichkeit, eine weitere Institution der Migrationsarbeit zu besuchen. Denkbar ist der Besuch einer Einrichtung wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlingen BAMF oder eines Amtes für Staatshoheitsangelegenheiten bzw. des Deutsch-Ausländischen Jugendclubs DAJC in Saarbrücken.
Zeitlicher Umfang: 5 - 6 Zeitstunden mit An- und Abreise, 90 min Nachbereitung
Modul 6
Workshops - Erfahrungsaustausch
Ziel dieser Einheit ist die Begleitung der Studierenden im sozialpädagogischen Bereich. Aufbauend auf den Erörterungen in Modul 3 und 4 können hier problembehaftete Fälle eingebracht, Problemstellungen, die nicht didaktischer Natur sind angesprochen und Lösungsansätze in der Gruppe gesucht werden.
Begleitend zu der praktischen Arbeit im Unterricht bieten Ingo Schenk und Stefan Sebhard Treffen zum kollegialen Austausch an. D.h. wir möchten den Studierenden die Möglichkeit geben, nach einer ersten Phase der praktischen Arbeit im Rahmen von Workshops ihre aktuellen, schwierigen Fälle einzubringen und zu diskutieren.
Zeitlicher Umfang: je nach Inhalt der Veranstaltung 90 bis 120 Minuten.